Pfarrchronik
Die Geschichte unserer Tailfinger Kirche
Was wäre eine christliche Gemeinde ohne ihre Kirche, mit hohem Aufwand erbaut und über die Jahrhunderte erhalten - Ist nicht solch ein Bau, von der einen Generation gepflegt und der nächsten übergeben, mehr als ein Versammlungsraum? Die jüngsten Renovierungsarbeiten können ein Anlass sein, dass wir uns in der Geschichte umsehen, was im Lauf der Zeit in und mit unserer Kirchen geschehen ist.
1120 Erste Spuren
Die erste Erwähnung von Tailfingen und seiner Kirche
1275
In Papieren von 1275 wird Tailfingen als Sitz des Dekanats genannt
1417 und 1458
Die Herren von Württemberg verschafften sich nach und nach Vogtei- und das Gerichtsrecht und den Kirchensatz, welches als Recht zum Einsatz eines Pfarrers in Tailfingen galt.
1534 Reformation
durch Herzog Ulrich von Württemberg als eine Vorschrift.
Es ist nicht bekannt wie damit in Tailfingen umgegangen wurde.
1699 Renovierung
Die Orgel wird von einer Südempore – ihre steinernen Konsolen sind noch vorhanden – in den Chorraum gestellt. Bisher befanden sich in dieser „Vorkirche“ der Altar, das Taufbecken und das Kruzifix. An die Wand gemalte Apostel von 1614 wurden durch neue, auf Holztafeln gemalte, ersetzt; diese Tafeln sind später (1865) verkauft worden.
1789 Renovierung
Bis dato stand in der Kirche ein geschnitztes Gestühl, welches nur denjenigen fest zur Verfügung stand, die vorher gegen ein entsprechendes Entgelt diese Plätze gemietet hatten. In diesem Jahr ist auch die Nordempore eingebaut worden.
19. Jh. Renovierung
Erneuerung von Dach und Turm wegen Altersschwäche. Das heutige Pfarrhaus entstand 1882 als „städtischer“ Sandsteinbau mit Schieferdach (Hauptstraße Nr. 31).
1907 Renovierung
Im Boden der Kirche fand man viele Gebeine, dazu auch zwei Grabsteine. Während dieser Arbeiten im Mai und Juni schlug mehrfach der Blitz ein; dabei wurde der Turmhahn beschädigt. Darum stellt man auch Furcht vor weiterem Unheil diese Arbeiten ein.
1918-1939 Zwischen den Weltkriegen - siehe unten: Der Denkmalschutz
40er Jahre:
Zu diesem Jahrzehnt läuft die Recherche noch. Die Pfarrchronik wird sobald wir neue Daten, Bilder oder Hinweise bekommen ergänzt.
50er Jahre
In dieser Zeit wurden Renovierungen in mehreren Abschnitten unternommen. So wurde das Kirchendach auf der Nordseite mit neuen Ziegeln gedeckt, der Fußboden aufgegraben und der Innenraum renoviert. Bei neuerlichen Grabungen gab es wiederum Blitzeinschläge, als man eine Grabplatte aus dem Kirchenboden herausgenommen und außen an der Kirchenmauer angebracht hatte. Nach Einholen dieser Grabplatten – so heißt es – sei dann aber Ruhe eingekehrt.
60er Jahre
Es wurden im Inneren der Kirche noch einmal einige wichtige Veränderungen vorgenommen, die ihr das heutige Aussehen gaben. Die Orgel, die bisher auf einer Empore war, wurde nun abgesenkt; zugleich wurde sie gründlich überholt. Um den Blick auf die schöne Orgel freizugeben, wurde das Kruzifix, das bisher hinter dem Altar gestanden hatte, an der Südseite angebracht. Außerdem erneuerte man die Bänke und legte einen Fußboden aus Travertin.
80er Jahre
Es wurde der Turm und das Kirchengebäude einer gründlichen Renovierung unterzogen. Der Abschluss aller Arbeiten erfolgte erst im Jahr 1991.
2000er
Zu diesem Jahrzehnt läuft die Recherche noch. Die Pfarrchronik wird sobald wir neue Daten, Bilder oder Hinweise bekommen ergänzt.
2010er
Zu diesem Jahrzehnt läuft die Recherche noch. Die Pfarrchronik wird sobald wir neue Daten, Bilder oder Hinweise bekommen ergänzt.
Der Friedhof und die Afra-Kapelle
Auffällig ist, dass der Friedhof nicht wie sonst üblich rings um die Kirche liegt, sondern sich in Dorfrandlage am Hang zum Schmalbach befindet.
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Gerade dort stand ehemals eine Kapelle, der heiligen Afra gewidmet. War diese Kapelle das erste hiesige Gotteshaus? Ihre Bauzeit ist unbekannt; sie wurde 1745 wegen Baufälligkeit abgerissen. Ihre Steine und Holzbalken wurden weiter verwendet als Baumaterial; jetzt noch ist im Gasthaus Krone ein Stein mit der Inschrift „Afra“ zu sehen.
Die Baustile der Kirche
Der älteste erhaltene Teil der Kirche ist das Erdgeschoss des Turmes. Er weist noch romanische Stilelemente auf und soll Teil einer ehemaligen Wehrkirche gewesen sein. Das Kirchengebäude selber wurde später, in gotischem Stil, erbaut. Eine Inschrift an der Südwestecke weist auf das Jahr 1469 als Baujahr hin. Vermutlich ist das Schiff der Kirche bei den großen Bränden von 1672 und 1682 abgebrannt. Die Ausstattung zeichnet sich durch einen Taufstein aus dem 14 Jh. sowie ein restauriertes Kruzifix von 1700 aus. Das Orgelgehäuse zeigt Stilmerkmale des späteren Rokoko.
Der Denkmalschutz
In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen werden die Kirche und das benachbarte frühere Pfarrhaus, der „Schickhardt-Bau“ ins Verzeichnis der Württembergischen Bau- und Kunstdenkmale aufgenommen, also unter Denkmalschutz gestellt. Das bedeutet, dass jegliche bauliche Veränderungen nur in Absprache und mit Genehmigung des Landesdenkmalamtes vorgenommen werden dürfen.
Auch die Orgelvorderfront steht unter dem Schutz der Denkmalpfleger. Sie ist ein besonderes Schmuckstück in unserer Kirche und zeigt Stilmerkmale des späteren Rokoko.
Historischer Text zum Bild:
Beinahe in der Mitte des Orts steht die 1469 in einfachem germanischen Styl erbaute Pfarrkirche, welche übrigens in den Jahren 1699 und 1817 stylwidrige Veränderungen erlitten hat. Der viereckige Thurm, von dessen drei Stockwerken die zwei untersten massiv erbaut sind, ist nicht hoch und ragt nur mit seinem einfachen Zeltdach über den First der Kirche empor; auf demselben hängen drei Glocken, von denen eine, im Jahre 1512 gegossene, sehr groß ist, die mittlere ist von 1629, und die kleinste, sehr alte, trägt die vier Evangelistennamen in verkehrter ganz roh ausgeführter Schrift. Das Innere der Kirche hat außer einem alten Taufstein und einem gut aus Holz geschnittenen, in neuerer Zeit kunstlos angestrichenen, lebensgroßen Bild des Gekreuzigten nichts Bemerkenswerthes. Das untere Stockwerk des Thurms hat ein Kreuzgewölbe mit dem Christuskopf auf dem Schlußsteine, und trägt noch einzelne Spuren romanischer Bauweise, welche bekunden, daß der Thurm weit älter ist, als das gegenwärtige Langhaus. Die Baulast der Kirche hat zu 2/3 die örtliche Stiftungspflege und zu 1/3 der Heilige in Nebringen zu bestreiten. Der ummauerte, ziemlich große Begräbnißplatz liegt außerhalb (östlich) des Orts. Zunächst der Kirche steht das ansehnliche, von der k. Hofdomänenkammer zu erhaltende Pfarrhaus, welches 1614 von Heinrich Schickardt erbaut wurde.
Die Beschreibung des Oberamts Herrenberg erschien 1855 als 34. in der 64 Titel umfassenden ersten Serie der Beschreibungen aller württembergischen Oberämter und ihrer Gemeinden.
Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/beschreibung_des_oberamts_herrenberg/kapitel_b_25
Lit.: Das Land Baden-Württemberg, Bd. III, Stuttgart 1978; - Der Kreis Böblingen, Stuttgart 1983; - Adolf Schahl: Kunstbrevier Neckarschwaben, Stuttgart 1966; - Fritz Heimberger: Kurze Geschichte der Gemeinde Gäufelden und ihrer Teilgemeinden, in: Volksfest Gäufelden, 1973; - Materialien des Pfarramtes.
Quelle: Kirchen im Landkreis Böblingen/Hrsg. Evang. Kreisbildungswerk und Kath. Bildungswerk Böblingen. 1-Aufl. - München ; Zürich : Schnell und Steiner, 1990 [Grosse Kunstfüherer ; Band 71]